Dienstag, 3. April 2012

Exklusives MJJC Q&A mit Dr. Steve Shafer, Teil 1

(uebersetzt von Milka fuer MJJC)

Dies ist Teil 1 von 3 von Dr. Steve Shafer's Antworten auf Fragen der MJJCommunity. Im
ersten Teil beantwortet Dr. Shafer Fragen ueber Michael Jackson, sich selbst (Dr. Shafer)
und den Conrad Murray Prozess im Allgemeinen.

















Fragen ueber Michael Jackson allgemein

MJJC: Haben Sie jemals Michael Jackson's Musik gehoert und wenn ja welcher Song ist Ihr
Lieblingslied?

Dr. Steve Shafer: Ich bin mit Michael Jackson's Musik aufgewachsen, genau wie der Rest der
Welt. Thriller ist das einzige Album, das ich gut kannte, und "Beat It" ist mein Lieblings-
lied von dem Album. Die Message und die Musik haben mich beide angesprochen.

MJJC: Was war Ihre Meinung ueber Michael Jackson vor dem Prozess?

Dr. Steve Shafer: Ich wusste sehr wenig ueber sein persoenliches Leben, abgesehen von
gelegentlichen sensationellen Schlagzeilen. Ich habe absichtlich vor dem Prozess nichts
ueber sein Leben gelesen, weil ich keine Befangenheit in meine Aussage einbringen wollte.
Ich habe seit dem Prozess viel gelesen.

MJJC: Hat sich Ihre Meinung ueber Michael Jackson waehrend und nach dem Prozess geaendert? Positiv oder negativ, und was ist Ihre derzeitige Meinung ueber Michael Jackson?

Dr. Steve Shafer: Ja. Waehrend des Prozesses habe ich ihn als Patienten gesehen, genau
wie die vielen Patienten, um die ich mich gekuemmert habe. Waehrend des Prozesses hatte
ich kein geistiges Bild von Michael Jackson als eine Ikone oder einem beruehmten Entertainer.
Er war ein Patient, der durch medizinische Behandlung gestorben ist. Es war wichtig, auf ihn
als Patenten konzentriert zu bleiben.

Allerdings war mit bewusst, dass seine Wechselbeziehung mit Conrad Murray zum Teil eine
tragische Nebenwirkung seines Reichtums war. Ich habe 20 Jahre an der Fakultaet der
Stanford Universitaet verbracht, und in letzter Zeit an der Columbia Universitaet. Patienten,
die sehr wohlhabend sind, waehlen oft ein Spital mit grossem Namen. Die meisten wohlhabenden Patienten sind sehr freundliche und anstaendige Menschen. Ich begegne jedoch gelegentlich einem wohlhabenden Patienten, der glaubt, weil er oder sie reich ist, kann er oder sie mir einfach sagen, wie ich Anaesthesie zu verabreichen habe. Das ist es, was sie gewoehnt sind: Befehle geben und von den Leuten "ja" gesagt zu bekommen. Ich glaube, dass Michael Jackson in diese Falle getappt ist: Zu glauben, dass er Aerzten sagen kann, was sie tun  sollen und von ihnen zu erwarten, dass sie "ja" sagen. Das entschuldigt nicht seine Aerzte, die "ja" gesagt haben. Jedoch koennen Reichtum und Ruhm ein Fluch sein.

Meine Meinung zu Michael Jackson ist, dass er ein ungemein begabter Musiker, Entertainer
und eine aufrichtig mitfuehlende Person war. Er wurde jedoch als Junge in (wohlverdiente)
Beruehmheit gedraengt und hat sein ganzes Leben unter dem pruefenden Blick der Oeffentlichkeit verbracht. Das scheint mir kein Segen zu sein. Mir erscheint es wie eine Tragoedie. Er hat nie ein normales Leben gefuehrt.

MJJC: Waehrend des Prozesses haben die Verteidigung und diverse Medien Michael Jackson
wiederholt als "Drogensuechtigen" bezeichnet. Wuerden Sie basierend auf Ihrem Wissen und
Ihrer Forschung in diesem Fall sagen, Michael Jackson war ein "Drogensuechtiger" oder nicht?

Dr. Steve Shafer: "Sucht" ist ein Laienbegriff, kein medizinischer Begriff. Der korrekte
medizinische Begriff ist Substanzabhaengigkeit. Man findet eine genaue Erklaerung dazu
in Wikipedia. Ihr koennt eine gute Beschreibung auch hier finden:
www.csam-asam.org/pdf/misc/DSM_criteria_for_diagnosis.doc

Ich glaube, Michael Jackson hatte zur Zeit seines Todes wahrscheinlich eine Abhaengigkeit
von Sedativa, weil er jede Nacht intravenoese Sedativa erhalten hat. Diese Art von regel-
maessiger Aufnahme verursacht fast mit Sicherheit eine Abhaengigkeit.

MJJC: Kann Dr. Shafer eine Meinung zu Michael's chronischem Lungenzustand geben (respiratorische Bronchiolitis, multifokale chronische interstitielle Lungenentzuendung, chronische Entzuendung)? Ein TV-Arzt (Dr. Drew) hat gemutmasst, dass das von wiederholtem/langfristigem Gebrauch von Propofol kommen koennte. Es ist jedoch bekannt, dass MJ 1977 eine Rippenfellentzuendung hatte und in spaeteren Jahren wurde berichtet er haette gesagt, "er hat eine Blase auf seiner Lunge". Koennte das durch Propofol verursacht worden sein oder koennte es in Beziehung zu seinem Lupus stehen?

Dr. Steve Shafer: Propofol wird ueblicherweise fuer Infusionen in Intensivstationen ver-
wendet. Mir ist kein primaerer Effekt von Propofol auf die Lungen bekannt. Weil jedoch
Michael Jackson's Luftroehre nicht geschuetzt war, waehrend er Propofol bekommen hat,
koennte er regelmaessig kleine Mengen Speichel oder erbrochenen Mageninhalt inhaliert
haben, waehrend er mit Propofol betaeubt war. Das kann die Lunge schaedigen und chronische Entzuendung hervorrufen.

Allgemeine Fragen ueber Dr. Shafer

MJJC: Da Ihr Vater waehrend des Prozesses verstorben ist, war es schwer, die Aussage zu
machen? (und bitte nehmen Sie unser aufrichtiges Beileid fuer Ihren Verlust an)

Dr. Steve Shafer: Ich habe mit einigen Mitglieder von MJJCommunity meine persoenliche Ge-
schichte ueber den Tod meines Vaters geteilt. Ich erspare Euch die Details, ich sage nur,
fuer mich brachte der Prozess ein unerwartetes Geschenk: Die Moeglichkeit, bei meinem
Vater zu sein, als er starb. Waere da nicht der Prozess gewesen, waere ich in New Jersey
gewesen. Unter den gegebenen Umstaenden war ich an seinem Krankenbett und gab ihm Liebe und Morphium. (Ich kann nur hoffen, dass sich eines meiner Kinder fuer eine Karriere in der Anaesthesie entscheidet.)

Waehrend meiner Aussage fuehlte ich, dass mein Vater bei mir war. Es gabe mir Selbstver-
trauen, besonders waehrend des Kreuzverhoers. Ich wusste, da mein Dad bei mir war, wuerde ich OK sein.

MJJC: Waehrend Ihrer Aussage erfuhren wir, dass Sie Propofol getrunken haben. Haben Sie es getrunken, bevor sie die wissenschaftliche Studie durchgefuehrt haben? Was hat Sie veranlasst, es selbst zu trinken?

Dr. Steve Shafer: Ich wusste, die Verteidigung wuerde Tierstudien als nicht auf den Menschen
zutreffened ablehnen, so wie Paul White das getan hat als er nach Tierstudien zu Propofol
im Urin gefragt wurde. Es war unmoeglich, dass ich in den USA eine Studie am Menschen in
drei Monaten durchfuehren konnte, also dachte ich, der beste Beweis, den ich bekommen
konnte, war, einfach Propofol zu trinken und ueber die Effekte zu berichten. Ich kannte
die Pharmakologie gut genug, um absolut sicher zu sein, dass es inaktiv war.

Etwa eine Woche spaeter sagte mir mein Kollege Pablo Sepulveda in Chile, dass er in der Lage waere, eine klinische Studie mit Freiwilligen durchzufuehren. Das machte mein Trinken von Propofol voellig irrelevant.

Bitte bedenkt, dass Propofol einzigartig ist in seinem vollstaendigen "erster Durchgang"-
Metabolismus. Man sollte das nicht mit anderen Medikamenten versuchen. Tatsaechlich waeren viele Medikamente auf dem Anaesthesie-Rollwagen toedlich, wenn man sie so einnimmt. Das sollte nicht als Partytrick versucht werden!

MJJC: Irgendwelche Kommentare zu Mr. Chernoff, der Sie als "Cop" ("Bulle") bezeichnet hat?

Dr. Steve Shafer: Nein, das ist sein Job. Es hat mich ueberhaupt nicht gestoert.

MJJC: Waehrend Ihres Kreuzverhoers fragte die Verteidigung "Sind Sie sich dessen bewusst, dass alles, was Sie hier gesagt haben, lediglich Ihre Meinung ist?" In Ihrer Antwort kamen Sie
zu dem Schluss, dass das eine interessante Frage ist - wo endet "persoenliche Meinung" und
wo beginnt "Dr. Shafer"? Sind Sie, Dr. Shafer, zu einem Schluss in diesem Raetsel gekommen? Betrachten Sie es als weise oder gar wuenschenswert, Ihren Geist in die Dr.-Figur und Steven Shafer aufzuspalten? Ist es ueberhaupt moeglich, das zu tun? Was waere das wahrscheinlichste Ergebnis? Koennte es eine bedeutende "Staerke" in einer persoenlichen und ehrlichen Meinung geben?

Dr. Steve Shafer: Ich habe spaeter ziemlich viel ueber die Frage nachgedacht. Ich habe sie
nicht erwartet, wahrscheinlich weil ich kein erfahrener Gerichtssachverstaendiger bin. Es
war erst das zweite Mal, dass ich vor Gericht ausgesagt habe.

Mr. Chernoff hat mit meiner wissenschaftlichen Ausbildung gespielt. Wissenschaftler sind
zurueckhaltend damit, etwas als sicheren Fakt darzustellen. Es gibt Hinweise und Schluss-
folgerungen, aber Wissenschaft ist immer fuer neue Hinweise und neue Schlussfolgerungen
offen. Seine Frage "war Ihre Aussage nicht gaenzlich Ihre Meinung" war eine Einladung "ja"
zu sagen, basierend darauf, wie ich "Ihre Meinung" in Bezug auf meine wissenschaftliche
Meinung interpretiere. Haette ich "ja" geantwortet, haette das fuer ihn eine Tuer geoeffnet,
um in seinem Schlussplaedoyer zu sagen "Dr. Shafer selbst hat zugegeben, dass seine Ansichten nur seine Meinungen waren." Das haette auf die allgemeine Verwendung von "Meinung" als eine blosse Spekulation nicht unterstuetzt von Daten angespielt.

Es gab zwei Aspekte in meiner Aussage: den Pflegestandard und Propofol-Pharmakologie. Ich
muss Fakt gegenueber Meinung fuer diese getrennt eroertern.

Viele Aspekte des "Pflegestandards" sind von Organisationen kodifiziert. Z. b. hat die
Amerikanische Gesellschaft für Anaesthesiologie Anwendungsrichtlinien, die sehr klar den
Pflegestandard waehrend der Gabe von Narkose darlegen. Meine Aussage basierte weitgehend auf diesen Richtlinien. Jemand koennte dagegenhalten, dass es lediglich meine "Meinung" war, die veroeffentlichten Richtlinien der Amerikanischen Gesellschaft für Anaesthesiologie als Fakt zu repraesentieren. Es ist jedoch ein Fakt, dass sie Richtlinien zum Pflegestandard veroeffentlicht haben, und diese veroeffentlichten Richtlinien waren die Basis meiner "Meinung".

Es gibt Aspekte beim Pflegestandard, die nicht in veroeffentlichten Richtlinien enthalten
sind, weil sie selbstverstaendlich sind. Ich glaube, Aerzte sollten nicht luegen. Ich glaube,
Conrad Murray's falsche Darstellung ueber die Medikamente, die er Michael Jackson gegeben
hatte, war eine sittenwidrige Verletzung des Pflegestandards. Ist das meine Meinung? Ja.
Ich denke jedoch, dass jede Person auf diesem Planeten meine Meinung teilt, dass ein Arzt
nicht luegen sollte. Gleichfalls ist es meine Meinung, dass Aerzte das Interesse ihrer
Patienten ihrem persoenlichen Interesse voranstellen muessen. Das ist meine "Meinung". Ich
denke jedoch hier wieder, es ist eine Meinung, die universell geteilt wird. Kann das als
"blosse Meinung" abgetan werden?

Den wissenschaftlichen Teil meiner Aussage betreffend ist meine "Meinung" die eines Experten
in dem Bereich. Die Simulationen, die ich praesentiert habe, waren mathematisch exakte
Darstellungen der Pharmakokinetik. Abgesehen von einem mathematischen Fehler meinerseits
zeigen die Simulationen praezise die Propofolkonzentrationen im Blut und am Effektort,
prognostiziert durch spezifische Pharmakokinetik-Modelle fuer spezifische Dosen. Der
"Expertenaspekt" ist es, zu entscheiden, welche Dosen simuliert werden sollten und ob
diese wahrscheinliche Szenarien sind. Ich habe viele Simulationen gemacht und habe sogar
mit der Verteidigung meine Tabellen geteilt, damit sie auch Simulationen machen konnten.
Ich habe einige anderen vorgezogen basierend auf den Daten. Das ist eine "Expertenmeinung".
Es ist jedoch wissenschaftlich praeziser zu sagen "Schlussfolgerung basierend auf Daten"
als es als "Meinung" zu bezeichnen, weil letzteres uninformierte Spekulation impliziert.

MJJC: Hat es Sie amuesiert, so wie es viele amuesiert hat, als Dr. White vor Gericht mehrere
Male "Dr. Shafer" genannt wurde, von der Anklage, der Verteidigung und dem Richter?

Dr. Steve Shafer:
Ja. Ich glaube, alle waren amuesiert.

MJJC: Haben Sie jemanden aus der Jackson-Familie getroffen, waehrend oder nach dem Prozess? Wenn ja, haben sie Ihnen jemals medizinische Fragen gestellt?

Dr. Steve Shafer: Ich habe mehrere Male kurz mit ihnen gesprochen, als ich zum oder aus dem Gerichtssaal kam. Sie waren sehr freundlich und haben mir ihre Kondolenz ausgesprochen zum Tod meines Vaters. Ich habe mit ihnen gemeinsam, dass wir beide einen Verlust zu beklagen hatten und habe ihnen im Gegebenzug meine Kondolenz ausgesprochen. Ich habe Ihre Freundlichkeit geschaetzt.

MJJC: Hat sich Ihr Leben nach dem Prozess veraendert? Wenn ja, positiv oder negativ?

Dr. Steve Shafer: Ich habe eine grosse Menge von dem Prozess gelernt, wie:
- Eine Menge ueber die Pharmakologie von Propofol und Lorazepam (ich habe VIEL gelesen,
um mich ueber diese Themen zu unterrichten und um auf Behauptungen der Verteidigung ant-
worten zu koennen).
- Etwas darueber, wie das Strafjustizsystem funktioniert. Ich war beeindruckt von dem, was
ich gesehen habe. Im Besonderen war das Buero des Bezirksstaatsanwaltes absolut ehrlich und transparent. Dies war kein "Spiel". Es war ein Versuch, die Wahrheit zu ermitteln.
- Verschiedene Herangehensweisen, um die Wahrheit zu festzustellen. In der Wissenschaft
wird die "Wahrheit" durch das Experiment eruiert, durch Beobachtung, durch Peer-Review
(Anm.: "Kollegenkontrolle") und die immer-fragende Natur der Wissenschaft. In der Wissen-
schaft liegt die Buerde des Beweises bei der Person, die die Behauptung aufstellt. Im
Strafrecht wird die "Wahrheit" von Geschworenen entschieden, die damit ankommen, fast nichts zu wissen, das genaue Gegenteil von Peer Reviewern. Im Strafrecht liegt die Buerde des Beweises bei der Anklage. Die Verteidigung kann alles Moegliche ohne Beweise behaupten. Ich habe gelernt, dass beide Systeme funktionieren.

Ich habe wunderbares Feedback von meinen professionellen Kollegen erhalten. Es wird mich
nicht veraendern, aber es war bereichernd.

Ich habe sehr freundliche Briefe von der Michael Jackson-Gemeinschaft erhalten. Ich habe
diese nicht erwartet, aber ich habe sie geschaetzt.

MJJC: Was denken Sie ueber die Liebe und Wertschaetzung, die Ihnen die Michael Jackson-Fans entgegenbringen? Wissen Sie, dass viele Fans oeffentlich ihre Liebe und Dankbarkeit Ihnen gegenueber ausdruecken und Ihre Bilder und Zitate benuetzen, um sich auszudruecken? Was denken Sie darueber?

Dr. Steve Shafer: Ich habe das nicht erwartet! Ich verstehe jedoch, dass nicht zu wissen,
was Michael Jackson passiert ist, eine Ursache fuer erheblichen Schmerz bei seinen Millionen
Fans war. Wenn meine Aussage hilfreich war und vielleicht einen Abschluss zu seinem Tod ge-
bracht hat, damit sie sich wieder auf seine Musik und seine Message konzentrieren koennen,
dann fuehle ich mich geehrt, diese Moeglichkeit gehabt zu haben.

Ich habe versucht, viele der E-Mails, die ich erhalten habe, zu beantworten. Ich schaetze
die freundlichen Kommentare, die ich von seinen Fans weltweit erhalten habe.

MJJC: Jetzt, wo der Prozess vorbei ist, wie geht es weiter mit Dr. Steve Shafer? Zurueck
zur Praxis? Lehren? Patientenaufklaerung und Interessenvertretung?

Dr. Steve Shafer: Alles oben genannte.

Ich habe die ersten zwei Tage von Paul White's Aussage nicht gesehen, weil ich zurueck
in Operationssaelen an der Columbia Universitaet war, um Narkose zu verabreichen. Ich liebe
klinische Anaesthesie. Ich liebe es, mich um Patienten zu kuemmern. Wenn ich jemals aufhoere, mich um Patienten zu kuemmern, werde ich nicht wissen, wer ich bin. Das ist es, was ich tue.

Allerdings erfordert meine Arbeit als Chefeditor fuer "Anesthesia & Analgesia" etwa 60
Stunden pro Woche. Sogar waehrend des Prozesses ging ich nach Hause und las jeden Abend ein Dutzend neuer Einreichungen, teilte Editoren und Reviewer ein und bearbeitete ein Dutzend Entscheidungsbriefe. Ich werde das jeden Tag tun, bis meine Amtszeit als Chefeditor 2016 endet.

Ich fahre fort zu lehren. Ihr werdet lachen ueber die juengste Vorlesung, die ich an
Columbia gegeben habe: Die Rolle klinischer Pharmakologie (z. B. Pharmakokinetics) im
Prozess gegen Conrad Murray.

Anesthesia & Analgesia ist die groesste medizinische Zeitschrift im Bereich der Anaesthesio-
logie. Ich verwende Anesthesia & Analgesia als Plattform zur Verfechtung von Patientenauf-
klaerung, Patientenfuersorge und Patientensicherheit (http://www.anesthesia-analgesia.org).
Nur selten beinhaltet das mein eigenes Schreiben. Die Zeitschrift verbessert Patientenbe-
handlung durch redaktionelle Grundsaetze, darin verankert, das zu tun, was fuer den Patienten
das Beste ist.

Ich fahre damit fort, meiner eigenen Forschung nachzugehen, in erster Linie mit Modellen zum
Verhalten von Medikamenten, die in der Anaesthesie verwendet werden. Viel davon ist jetzt
in Zusammenarbeit mit meiner Frau, Pamela Flood, die Chefin der geburtshilflichen Anaesthesie an der Universitaet von Kalifornien in San Francisco ist.

Ich bin aktiv darin involviert, neue Medikamente zu entwickeln, um die Sicherheit der
Anaesthesie und im Schmerzmanagement zu verbessern. Im Jahr 2003 habe ich eine Biotech-Firma mitbegruendet, um bessere Medikamente fuer Anaesthesie und Schmerzmanagement zu entwickeln. Ihr koennt sie hier finden: http://www.pharmacofore.com. Unsere Arbeit schreitet gut voran, und das braucht auch etwas von meiner Aufmerksamkeit.

MJJC: Wie hat die medizinische Gemeinschaft seit Ihrer Aussage auf Sie geantwortet/reagiert?

Dr. Steve Shafer: Die Reaktion war durchgehend positiv. Es gab beachtliche Anerkennung dafuer, dass ich ueber die Werte, die Aerzte hochhalten, gesprochen habe, ebenso dafuer, dass ich die medizinischen und wissenschaftlichen Aspekte, die damit einhergingen, klar erklaert habe. Ich habe nicht ausgesagt, um irgendeine Aufmerksamkeit oder Anerkennung zu gewinnen und ich fuehle mich ein wenig unbehaglich. Die Bestaetigung meiner Aussage von meinen medizinischen Kollegen hat bekraeftigt, dass ich das Richtige getan habe.

MJJC: Sind Medien wegen Interviews an Sie herangetreten? Wenn ja, warum haben wir Sie nicht im Fernsehen gesehen?

Dr. Steve Shafer: Ja, man ist an mich herangetreten, aber ich glaube nicht, dass die Inter-
views gesendet worden sind. Ich glaube, der Grund dafuer ist, dass ihnen meine Antworten
nicht gefallen haben. Ich wurde danach gefragt, was ich denke, dass Conrad Murray's Straf-
mass sein sollte. Ich habe ehrlich geantwortet, dass ich nicht den Background habe, um das
zu beurteilen. Ich sagte, dass unsere Gesetzgeber das angemessene Strafmass fuer kriminelles Verhalten festlegen und Richter dann das Strafmass verhaengen, basierend darauf, was das Gesetz vorschreibt. Ich sagte, dass das eigentlich eine Frage fuer Judge Pastor waere, der ein Experte IST. Ich glaube nicht, dass ihnen meine Antwort gefallen hat. Sie haben wahrscheinlich auf etwas viel Rachsuechtigeres von mir gehofft.

Ich wurde gefragt, was ich in Bezug auf meine Rolle zur Verurteilung von Conrad Murray fuehle.
Ich habe ehrlich geantwortet, dass ich nicht denke, ich spielte eine grosse Rolle. Conrad
Murray hat Michael Jackson Propofol in einem Schlafzimmer gegeben, ohne Ausbildung, ohne
Ueberwachung, ohne Backup, ohne Verantwortung, hat ihn verlassen, um zu telefonieren und
hat dann ueber seine Handlungsweise gelogen. Seine Schuld war offensichtlich als die Fakten
2009 zum Vorschein kamen, und es war einfach offensichtlich nach meiner Aussage.

MJJC: Einer der schockierendsten Teile von Dr. White's Aussage war, als er zugab, die
juengste wissenschaftliche Literatur ueber Propofol nicht vollstaendig durchgesehen zu haben.
Im Kreuzvehoer hat er auch zugegeben, dass er die Zeitschriftenartikel nicht vollstaendig
gelesen hatte, die verwendet wurden, um die Propofol-Simulationen zu erstellen, die er als
Basis fuer seine Aussage praesentierte. Als Wissenschaftler empfand ich das als extrem
unverantwortliches professionelles Verhalten. Koennen Sie bitte eroertern, wie Sie sich auf
Ihre Aussage in diesem Prozess vorbereitet haben?

Dr. Steve Shafer: Ich haben dutzende, und vielleicht hunderte Stunden zur Vorbereitung auf-
gewendet. Ich habe gut 100 Papiere gelesen. Ich habe die Daten auf zahlreiche Arten analy-
siert und habe meine Tabellen sogar der Verteidigung zur Verfuegung gestellt. Ich habe die
"schwere Arbeit" getan, die von einem Experten erwartet wird. Das ist nicht spezifisch fuer
diesen Fall - es ist wie ich alles, was ich tue, angehe.

MJJC: Judge Pastor hat sich Murray's Aufnahme von MJ als das Stueck Beweismittel ausgesucht, das ihn im Prozess am meisten betroffen gemacht hat. Gab es eine bestimmte Sache, die Dr. Shafer am meisten betroffen gemacht hat von all den Beweismitteln, die er sich angesehen hat?

Dr. Steve Shafer: Ja, die Durchgaengigkeit von Conrad Murray's Verhalten. Bei der Anhoerung zum Strafmass hat Judge Pastor Conrad Murray's Muster des wiederholten Luegens, eigennuetziger Handlungen und grob fahrlaessiger Missachtung fuer das Wohlbefinden seines Patienten im Detail erlaeutert. Das ist es, was ich auch gesehen habe.

MJJC: Wie haben Sie sich fuer Ihren Beruf entschieden? Womit hat es angefangen?

Dr. Steve Shafer: Viele Aerzte entscheiden sich sehr frueh im Leben fuer eine medizinische
Karriere. Ich wusste seit ich 9 Jahre alt war, dass ich Arzt werden wollte. Die Inspiration
war mein Kinderarzt. Er schien absolut alles zu wissen, und ich war verbluefft vom Atem
seines Wissens. Zustaetzlich hat er jedes Jahr mehrere Monate auf dem "Ship Hope" verbracht
und Medizin in Dritte-Welt-Laendern praktiziert. Ich habe seinen Sinn fuer den Dienst an an-
deren zutiefst bewundert. Das war mein Vorbild.

MJJC: Haben Ihre Eltern einen Bezug zum medizinischen Feld?

Dr. Steve Shafer: Ich bin der erste Arzt in meiner Familie. Mein Vater war ein Unternehmens-
berater und meine Mutter war Hausfrau. Beide waren stolz, einen Sohn zu haben, der eine
medizinische Hochschule besuchte. Ich wurde die Familien-Quelle fuer alle medizinischen
Fragen.

MJJC: Wusste Ihr Vater von Ihrer Absicht, im Conrad Murray-Prozess auszusagen? Wenn ja,
was waren seine Gedanken dazu, wenn er welche hatte?

Dr. Steve Shafer: Ja. Es gefiel ihm sehr. Er sagte mir, es machte ihn stolz. Er war sich
auch bewusst, dass ich ihn jeden Tag besuchte, weil ich fuer den Prozess in Los Angeles war.

Er hat meine Aussage am Dienstag Vormittag angesehen und starb an dem Abend.

Fragen ueber den Prozess im Allgemeinen

MJJC: Was denken Sie ueber Bezirksstaatsanwalt Walgren?

Dr. Steve Shafer: Er ist brilliant, engagiert und absolut ehrlich. Er hat unglaublich hart
gearbeitet. Ich glaube, er hat ungefaehr 4 Stunden Schlaf jede Nacht des Prozesses bekommen.

Teil meines Jobs war es, Mr. Walgren in der Wissenschaft zu unterrichten. Zum Zeitpunkt des
Prozesses hat er gelegentlich meine Berechnungen korrigiert! Er war zum Teil so effektiv im
Umgang mit der Expertenmeinung, weil er die wissenschaftlichen Prinzipien wirklich verstand.

Als Steuerzahler ist es verblueffend, dass Anwaelte wie Mr. Walgren fuer den Staat Kalifor-
nien fuer den Lohn eines oeffentlich Bediensteten arbeiten. Sie sind wirklich ihr Geld wert!

MJJC: Haben Sie Judge Pastor gesehen, als er sein Statement zum Strafmass abgegeben hat? Irgendwelche Kommentare dazu?

Dr. Steve Shafer: Ja, ich habe es live gesehen. Ich laechelte, wenn Judge Pastor bestimmte
Woerter und Ideen, die ich in meiner Aussage eingebracht hatte, benuetzt hat. Ebenso war
es klar fuer mich, weil ich die Dokumente viele Male gelesen hatte, dass Conrad Murray
wiederholt gelogen hat. Das war jedoch irrelevant fuer meine Aussage, deshalb habe ich
diese Meinung angemessener Weise fuer mich behalten. Ich habe es geschaetzt, den Richter
zu hoeren, der besser in der Lage ist, Murray's Aufrichtigkeit zu beurteilen als ich es bin,
und das Muster von Conrad Murray's eigennuetzigen Luegen auszulegen.

MJJC: Glauben Sie, Murray hat nur einen "fatalen Fehler" gemacht oder denken Sie, es war
mehr als das?

Dr. Steve Shafer: Der fatale Fehler war es, "ja" zu sagen zu Michael Jackson's Bitte fuer
einen Arzt, Propofol zu verabreichen. Das war gefolgt von unzaehligen anderen fatalen
Fehlern, aber alles laesst sich zurueckverfolgen zum anfaenglichen Fehlen von Urteilsver-
moegen.

MJJC: Glauben Sie, Murray hat die entsprechende Anklage fuer Totschlag bekommen oder denken Sie, was er getan hat war sehr viel ernster, sodass es etwas wie Murder 2 haette sein muessen?

Dr. Steve Shafer: Ich bin nicht qualifiziert, das zu beurteilen, und ich bin sehr froh,
dass ich in meiner Aussage nicht in Bezug darauf um eine Meinung gebeten wurde. Ich bin
froh, dass er schuldig gesprochen wurde. Das war wichtig: Aerzte sind verantwortlich fuer
ihre Handlungen. Wir stehen nicht ueber dem Gesetz.

Ich gab nur ein Fernseh-Interview nach dem Prozess, weil ich sofort nach dem Prozess eine
Vorlesung (www.nonmemcourse.com) halten musste. Ich wurde gefragt, was ich ueber die Tat-
sache denke, dass das schlimmste moegliche Strafmass 4 Jahre Gefaengnis ist. Ich habe ge-
antwortet, dass ich nicht qualifiziert bin, eine Meinung zu geben. Ich glaube, sie wollten
eine viel blutruenstigere Antwort, weil sie das Interview nie gezeigt haben.

MJJC: welche Art von Strafe waere Ihrer Meinung nach angemessen?

Dr. Steve Shafer: Betonend, dass dies nur meine uninformierte persoenliche Meinung ist, ich
glaube, dass der seine Lizenz verlieren muss, niemals mehr Medizin praktizieren, und der
Jackson-Familie gegenueber verantwortlich ist. Lasst mich bitte nochmals betonen, dass
Kriminalstrafen nicht etwas sind, womit ich mich auskenne.

MJJC: In seinem Schlussplaedoyer sagte Ed Chernoff nochmals, dass das "Fehlen von Aufzeich- nungen Michael Jackson nicht umgebracht hat". Finden Sie, das ist eine besonders verantwortungslose Annahme, besonders im Licht ihrer langen und detailierten Erklaerung von
Pharmakokinetik und Pharmakodynamik? Ist Ed Chernoff's Schlussplaedoyer besonders ver-
antwortungslos und empoerend, wenn man bedenkt, dass der betreffende Arzt keine Aufzeich-
nungen gefuehrt hat?

Dr. Steve Shafer: Mr. Chernoff's Statement ist falsch. Das Fehlen von Aufzeichnungen HAT
zu Michael Jackson's Tod beigetragen. Ohne Aufzeichnungen konnte Conrad Murray nicht nach Trends suchen, wie zu sehen, ob jeden Tag groessere Dosen gebraucht werden. Ohne Aufzeichnungen konnte sich Conrad Murray vorherige Dosen nicht anschauen, um festzustellen, was eine sichere Dosis war und was eine gefaehrliche Dosis.

Das Fuehren von Aufzeichnungen verstaerkt Wachsamkeit. Wenn man die Vitalwerte alle 5
Minuten aufschreibt, zwingt es einen, ein Auge auf den Patienten zu haben. Das Fuehren von
Aufzeichnungen haette Conrad Murray gezwungen, nah bei Michael Jackson zu bleiben und ohne Unterbrechung die Vitalwerte aufzuschreiben (im Minimum hatte er das Pulsoximeter am Finger und haette physisch die Rate der Atmung und die Herzrate zaehlen koennen). Das Fuehren von Aufzeichnungen haette Conrad Murray dazu gezwungen, die intravenoese Infusionsrate zu ueberwachen. Das Fuehren von Aufzeichnungen haette Michael Jackson am Leben erhalten koennen. Deshalb ist Mr. Chernoff's Statement falsch.

MJJC: Es gab viel Uebertreibung in Bezug auf den IV-Schlauch/passend/nicht passend. Koennten Sie nochmals im Detail (ohne Unterbrechung durch einen Anwalt der Verteidigung) erklaeren, warum das keine Auswirkung auf Ihre Statements hat?

Dr. Steve Shafer: Ich habe anfangs geglaubt, dass der IV-Schlauch, den Conrad Murray in
grossen Mengen von Sea Coast Medical gekauft hatte, nicht belueftet war, weil ich die Be-
lueftung nicht in den Fotos gesehen habe, die der Gerichtsmediziner gemacht hat, keine
Belueftung wird in der Produktbeschreibung von Sea Coast Medical beschrieben, und ich war
nicht erfolgreich mit meinem anfaenglichen Versuch, den Schlauch von Sea Coast Medical zu
kaufen. Es stellte sich heraus, dass er belueftet war, was ich erst erkannte, als ich den
Schlauch physisch vor Gericht untersuchte.

Die Tatsache, dass das kleinere Infusions-Set belueftet war erhoeht jedoch nur die Leichtig-
keite, mit der Conrad Murray die Infusion aufgebaut hatte, und die Leichtigkeit, das Schlauch-
Set am Tag von Michael Jackson's Tod zu verbergen.

Es fuehrt jedoch zum Gesamtbild zurueck: Conrad Murray gab Michael Jackson ein Narkose-
mittel in seinem Schlafzimmer mit unzureichender Ausbildung, unzureichender Ueberwachung
und keinem Backup. Das ist es, warum Michael Jackson gestorben ist. Keines dieser Dinge
aendert das Gesamtbild.

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